Wie stehts um Social Media? mit Philipp Greifenstein (Die Eule)

In dieser Folge von „Windhauch“ spricht Tobias Sauer mit Philipp Greifenstein von „Die Eule“ über die Rolle und Zukunft von Social Media. Philipp Greifenstein ist bekannt für seine kritische Auseinandersetzung mit der Nutzung digitaler Plattformen in kirchlichen Kontexten. Gemeinsam diskutieren sie, welchen Einfluss Social Media auf die kirchliche Kommunikation und Entwicklung hat und wie diese Plattformen genutzt werden können, um eine breitere Zielgruppe zu erreichen.

Philipp Greifenstein betont, dass die Architektur von Plattformen wie Instagram und Facebook die Reichweite von Inhalten erheblich einschränkt, unabhängig von deren Qualität. Selbst bei optimaler Inhaltsgestaltung erreicht man oft nur einen Bruchteil der eigenen Follower. Dies liegt an der algorithmischen Steuerung, die Interaktionen priorisiert und nicht die tatsächliche Reichweite.

Die Folge beleuchtet, wie kurzformatige Videos auf TikTok und Instagram Reels erfolgreich die Aufmerksamkeit der Nutzer binden, obwohl sie oft wenig qualitative Interaktion erzeugen. Auch wird die Herausforderung angesprochen, dass christliche Influencer meist nur bereits gläubige Zielgruppen erreichen und selten neue Interessenten gewinnen. Philipp hebt hervor, dass eine bewusste Mediennutzung erforderlich ist, um diesen Effekt zu überwinden und neue Wege der Ansprache zu entwickeln.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Kritik an der intellektuellen Tiefe und Effektivität vieler christlicher Medienproduktionen in Deutschland. Philipp Greifenstein plädiert dafür, traditionelle kirchliche Elemente und kreative Darstellungen stärker zu betonen, um die Kirche in einem positiveren Licht zu präsentieren und neue Zielgruppen anzusprechen.

Zum Abschluss der Episode betrachten die Gesprächspartner die Bedeutung von konstruktiver Kritik und selbstkritischer Reflexion in kirchlichen und digitalen Kontexten. Philipp Greifenstein und Tobias Sauer betonen die Wichtigkeit einer kritischen Kultur, die Missbrauchsproblemen und exzessiver positiver Selbstdarstellung entgegenwirken kann. 

Links:

Zusammenfassung TL;DR

Im Gespräch zwischen Tobias Sauer und Philipp Greifenstein ging es um die Veränderungen und Herausforderungen im Bereich Social Media, insbesondere in kirchlichen Kontexten. Sie thematisieren Plattformstrategien, die Professionalisierung von Inhalten und die geringe Reichweite bei kirchlichen Social-Media-Accounts. Kritisiert wird, dass digitale Angebote oft nicht über die eigene Bubble hinaus wirken und wenig nachhaltig sind. Die Diskussion zeigt außerdem, wie soziale Medien unser Kommunikationsverhalten und gesellschaftliche Dynamiken prägen. Abschließend wird die Verantwortung für Qualität und Ethik in der digitalen Kommunikation betont.

Wie haben sich Social-Media-Plattformen verändert?

  • Social Graph vs. Interest Graph: Inhalte werden zunehmend basierend auf Interessen statt sozialen Verbindungen ausgespielt. Plattformen wie TikTok prägen diesen Trend durch Algorithmen, die Verweildauer und emotionale Bindung priorisieren.
  • Professionalisierung: Hochwertige, aufwendiger produzierte Inhalte dominieren zunehmend, was es für kleinere oder unprofessionellere Accounts erschwert, sichtbar zu bleiben.

Was bedeutet das für kirchliche Social-Media-Nutzung?

  • Geringe Reichweite: Selbst Follower:innen kirchlicher Kanäle werden oft nicht erreicht, da Plattformarchitekturen nicht auf eine organische Verbreitung von Inhalten ausgelegt sind.
  • Bubble-Effekt: Viele christliche Formate erreichen primär Menschen, die ohnehin schon mit Kirche verbunden sind, statt neue Zielgruppen anzusprechen.
  • Fragwürdige Versprechen: Plattformen wie Instagram bieten oft unrealistische Erwartungen, was Reichweite und Wirkung betrifft.

Wie beeinflussen Plattformen Kommunikation und Gesellschaft?

  • Inszenierte Realität: Social Media zeigt idealisierte und oft emotional aufgeladene Inhalte, die weit entfernt von der Alltagsrealität sind.
  • Negative Dynamiken: Die Plattformlogik begünstigt Populismus und Empörung, was auch kirchliche Inhalte betrifft. Häufig setzen sich Produzent:innen von traditionellen Strukturen ab, statt deren Potenziale zu würdigen.
  • Einfluss auf Nutzer:innen: Der Fokus auf Likes und Reichweite hat nicht nur gesellschaftliche, sondern auch persönliche Auswirkungen, darunter Stress und eine verzerrte Selbstwahrnehmung.

Welche Verantwortung haben kirchliche Akteur:innen?

  • Qualität vor Quantität: Weniger Inhalte in höherer Qualität können eine nachhaltigere Wirkung erzielen.
  • Kritikfähigkeit und Reflexion: Innerkirchlich sollte mehr Raum für konstruktive Kritik geschaffen werden, um Glaubwürdigkeit und ethische Standards zu wahren.
  • Bubble-Crashing: Es fehlen Formate, die gezielt Nicht-Kirchenmitglieder ansprechen oder Glaubensfragen neu und relevant vermitteln.

Was sind Perspektiven und Herausforderungen für die Zukunft?

  • Neuausrichtung der Zielgruppenarbeit: Die ältere Zielgruppe auf Social Media wächst, während jüngere Zielgruppen stagnieren. Dies sollte in der Strategie berücksichtigt werden.
  • Mehrwert statt Mainstream: Kirchliche Inhalte sollten durch Einzigartigkeit und Tiefgang überzeugen, statt bestehende Social-Media-Trends zu imitieren.

Fazit

Das Gespräch macht deutlich, dass die kirchliche Präsenz auf Social Media sowohl strategische als auch inhaltliche Neuausrichtungen braucht. Plattformen sollten kritisch genutzt werden, mit Fokus auf ethisch verantwortungsvolle Kommunikation und langfristige Bindung statt kurzfristiger Effekte. Dabei sind Innovation und die Wertschätzung bestehender kirchlicher Ressourcen ebenso entscheidend wie eine klare Zielgruppenansprache.

Dieses Umdenken könnte nicht nur die Qualität digitaler Angebote erhöhen, sondern auch das gesellschaftliche Bild von Kirche positiv beeinflussen.