#1 Welchen Wert hat predigen? mit Leah Weigand (Spoken Words)

In dieser Episode des Windhauch-Podcasts spricht Tobias Sauer mit Lea Weigand, Spoken-Word-Künstlerin und Poetry-Slammerin, über die Kraft von Sprache und ihre Bedeutung für Glaubenskommunikation. Lea erzählt von ihrem Weg zur Poesie, ihren Erfahrungen auf Slam-Bühnen und ihrem neuen Album „Nur zur Erinnerung“, das sich thematisch mit Vergessen und Erinnern auseinandersetzt. Im Gespräch geht es zudem um die Rolle der Predigt in der Kirche und ob diese Kunstform das Potenzial hat, neue Wege der Verkündigung zu eröffnen. Lea plädiert für mehr Interpretationsfreiheit, kreative Ausdrucksformen und eine dialogorientierte Glaubenskommunikation.

tl;dr:

1. Was unterscheidet Spoken-Word von der klassischen Predigt?

Lea Weigand betont, dass Spoken-Word-Kunst nicht belehren, sondern zum Nachdenken anregen will. Im Gegensatz zur Predigt, die oft als Erklärung oder Anleitung verstanden wird, lädt die Poesie das Publikum dazu ein, eigene Interpretationen zu entwickeln. Sie sieht Predigten häufig als dogmatisch oder einseitig vermittelt und hebt hervor, dass Kunst Raum für persönliche Reflexion und emotionale Tiefe bietet.

2. Wie kann Poesie Glauben und Kirche bereichern?

Spoken Word schafft emotionale Anknüpfungspunkte, die klassische Predigten oft nicht erreichen. Lea Weigand sieht Poesie als Möglichkeit, Glaubensfragen offen und nicht-dogmatisch zu stellen. Sie fordert mehr Kunst in der Kirche, um Menschen nicht nur intellektuell, sondern auch emotional anzusprechen. Besonders wichtig ist ihr, dass Kunst nicht fertige Antworten liefert, sondern die Hörer*innen ermutigt, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen.

3. Sollte Predigt mehr Dialog zulassen?

Ja, Weigand sieht in der Predigt eine Chance für Dialog – doch dieser werde zu selten genutzt. Sie kritisiert, dass oft nur eine vorgefertigte Interpretation angeboten werde, anstatt Fragen zu stellen oder Raum für eigene Gedanken zu lassen. Sie plädiert dafür, Predigten interaktiver zu gestalten und die Gemeinde stärker einzubeziehen.

4. Warum wirkt die klassische Predigt oft distanziert oder unnahbar?

Lea Weigand vermutet, dass Prediger*innen sich oft in einer Position der Autorität sehen und ihre eigenen Zweifel und Unsicherheiten nicht teilen. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Predigenden und Zuhörenden. Sie schlägt vor, dass Predigten mehr persönliche Geschichten, Zweifel und Fragen enthalten sollten, um nahbarer und authentischer zu sein.

5. Wie könnte eine neue Form der Predigt aussehen?

Lea schlägt vor, Predigten als künstlerische Ausdrucksform zu verstehen – sei es in Form von Poetry-Slams, Musik oder dialogischen Formaten. Zudem sei es wichtig, dass Predigten inspirieren, anstatt Antworten zu liefern. Ihre Idee: An manchen Sonntagen könnte eine Predigt auch einfach aus einem künstlerischen Beitrag oder einer Reflexionszeit bestehen.

6. Was wünscht sich Lea Weigand für die Zukunft der Kirche?

Sie wünscht sich eine Kirche, die authentisch, ehrlich und nah an den Lebensrealitäten der Menschen ist. Kirche sollte nicht nur in klassischen Formen kommunizieren, sondern sich kreativer und offener zeigen. Kunst und Poesie könnten dabei helfen, neue Wege zu finden, um den Glauben verständlich und inspirierend zu vermitteln.

Fazit

Diese Podcast-Folge hinterfragt auf inspirierende Weise die traditionelle Form der Predigt und stellt Spoken-Word als eine alternative Möglichkeit vor, Glauben zu kommunizieren. Lea Weigand plädiert für eine offenere, dialogorientierte Kirche, in der Kunst und Sprache eine größere Rolle spielen. Ihre Perspektiven eröffnen spannende Denkanstöße für die Zukunft kirchlicher Verkündigung.