Podcasts gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, auch im deutschsprachigen Raum und auch in der Kirchen-Bubble. Muss es da wirklich sein, noch etwas Eigenes zu starten? Nicht unbedingt! Wann es sich trotzdem für Deine Kirchengemeinde lohnen könnte, einen eigenen Podcast zu starten, erfährst Du in diesem Artikel.
Aber zunächst zu den Basics – was sind Podcasts und was können sie? Wenn Du Dich mit den Basics auskennst, kannst Du diesen Teil einfach skippen.
Die Basics: Was sind Podcasts und was können sie?
Ein Podcast ist ein Audio-Format on demand (jaja, das weiß inzwischen wohl jede:r). Das bedeutet, dass es zu jeder Tages- und Nachtzeit auf Abruf verfügbar ist. Du musst also nicht auf einen bestimmten Sendezeitpunkt warten und dann pünktlich einschalten.
Einfache Technik, verfügbare Infrastruktur
Podcasts haben keinen festen Ort, sondern sind meist auf unterschiedlichen Plattformen verfügbar, z.B. Spotify, Deiner persönlichen Podcast-App oder auf der eigenen Website. Mit Spotify, Apple Podcast und anderen Podcast-Playern gibt es bereits eine Infrastruktur, die Du nutzen kannst. Außerdem sind die technischen Voraussetzungen, einen Podcast zu produzieren und zu hosten, recht gering. Alles, was man braucht, ist ein gutes Mikro und ein Schnittprogramm. Mit geringen Mitteln kann also jede:r einfach loslegen.
Podcasts sind langsam
Eine weitere Besonderheit ist: Podcasts sind langsam – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen gibt es Podcasts, deren Episoden mehrere Stunden lang sind. Es wird sich Zeit genommen, um Themen ausgiebig zu besprechen. Und sie werden trotzdem gehört (sofern sie gut und unterhaltsam gemacht sind). Entgegen aller sonstigen Trends etwa in den Sozialen Medien, die zu immer mehr Schnelligkeit und immer kürzeren Aufmerksamkeitsspannen tendieren, können Podcasts also umgekehrt deutlich länger sein als z.B. reguläre Radiosendungen.
In einem Podcast kann man sich die Zeit nehmen, ausgiebig über ein Thema zu sprechen.
Zum anderen sind sie langsam, weil sie langsam wachsen, aber dafür loyaler. Das ergibt Sinn, denn zur Verbreitung ist ein Podcast meist auf zusätzliche Kanäle wie Instagram oder TikTok angewiesen. Algorithmen, die Podcasts empfehlen und so für eigenständige Verbreitung sorgen, existieren kaum. Große Player wie Spotify, Google und Apple investieren gerade in solche Plattformen. Doch aktuell heißt das vor allem, dass man viel Zeit und Arbeit in den Aufbau einer Hörer:innenschaft stecken muss. Der Aufbau einer Community ist bei Podcasts im Gegensatz zu anderen Kanälen mit am langsamsten. Dafür bleibt die Hörer:innenschaft zumeist loyal.
Podcasts wachsen langsam, aber loyal.
Podcast-Communities fühlen sich in der Regel deutlich verbundener mit dem Podcast und seinen Hosts. Verständlich: Man hört den Hosts viel länger zu und erfährt mehr über sie, baut also eine stärkere Bindung auf. Und das ist für Kirchengemeinden interessant.
Wann und aus welchen Motiven heraus kann es sich also für eine Kirchengemeinde lohnen, einen eigenen Podcast zu starten?
3 Gründe, wann es sich für eine Kirchengemeinde lohnt, einen Podcast zu starten
1. Überregional – ein überregional relevantes Thema finden
Der Podcast-Markt ist übersättigt. Auch christliche Podcasts gibt es mittlerweile zuhauf. Wer einen neuen Podcast starten will, der über die eigene Gemeinde hinausragt, muss also ein relevantes Thema finden, das noch nicht abgedeckt ist. Dabei darf es ruhig nischig sein. Liebhaber:innen-Content sozusagen. Von Orgelbau über Kirchenkunst bis zu Kuriositäten der Kirchengeschichte ist alles erlaubt. Wichtig ist: Du musst Dich selbst für das Thema begeistern, dann wirst Du auch andere begeistern. Vielleicht nur eine kleine Schar, aber das ist (gerade bei Podcasts) völlig in Ordnung. Ein paar Hundert regelmäßige und verbundene Hörer:innen, die Dir aufmerksam zuhören, sind für ein nischiges Thema absolut super. Wichtig ist, beim Thema und vor allem dran zu bleiben, also regelmäßig zu veröffentlichen.
2. Lokal – sich als Akteurin vor Ort zeigen
Es muss aber gar nicht immer hoch hinausgehen. Das Ziel muss nicht sein, möglichst weit über den eigenen Radius hinauszureichen. Eine Möglichkeit für eine Kirchengemeinde, das Medium Podcast für sich zu nutzen, ist, die eigene Arbeit vor Ort sichtbar zu machen. Also bewusst ganz lokalen Content zu produzieren. Vieles, was in einer Kirchengemeinde passiert, bleibt unsichtbar. Über einen Podcast kannst Du zeigen, was Kirche als soziale Akteurin im Dorf oder in der Stadt leistet. Das ist durchaus interessant für Bürgerinnen und Bürger auch über die eigene Gemeinde hinaus. Lokalkolorit ist hier unbedingt erwünscht. Zeige, welche Kindergärten es in Deiner Gemeinde gibt, wie sie arbeiten und wer dort arbeitet, was in den Altenheimen los ist, wie eine Bestattung abläuft, wie das mit der Taufe ist und was man bei einer Trauung beachten muss. Erzähle vom Kinderbibeltag und vom Gemeindefest, mach Gemeinschaft sichtbar. Berichte davon, wie die Kirche in der Jugendarbeit mit der Stadt kooperiert oder was die besondere Rolle Deiner Gemeinde in der Stadtgeschichte ist. Binde Gemeindeglieder ein, erzähle Anekdoten – [vielleicht wurde ja auch Dein Kirchturm mal bei einem Brand mit Milch gelöscht?](https://www.schuettorf.de/freizeit/tourismus/rundgang-samtgemeinde/ev-ref-kirche/#:~:text=Sechsmal geriet der Turm zwischen,der Brand mit Ziegenmilch gelöscht.) Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Große Reichweiten darfst Du hier nicht erwarten. Das ist aber auch gar nicht das Ziel. Es geht darum, die Verbindung zu den Leuten vor Ort herzustellen.
3. Hyperlokal – Podcast-Infrastruktur zur Mitgliederpflege nutzen
Eine dritte Möglichkeit ist, sich einfach nur die vorhandene Infrastruktur zu Nutze zu machen. D.h., pragmatisch einfach nur die unkomplizierte Technik und die etablierten Plattformen zu gebrauchen, um Inhalte für eigene Gemeindemitglieder verfügbar zu machen. Ganz konkret kann das z.B. bedeuten, Predigten bei Spotify hochzuladen, damit Menschen, die nicht zum Gottesdienst kommen können, sie nachhören können. Viele Gemeinden stellen Predigten noch über USB-Sticks zur Verfügung. Sie online hochzuladen könnte den Aufwand für alle reduzieren. Auch Inhalte des Gemeindebriefs kann man auf diese Weise im Audioformat zur Verfügung stellen und so z.B. auch für Sehbehinderte zugänglich machen. Die Zielgruppe ist hier natürlich sehr begrenzt, von niedrigen Abrufzahlen darf man nicht enttäuscht sein. Dafür ist der Aufwand relativ gering, weil die entsprechenden Inhalte meist sowieso bereits produziert sind.
Fazit
Egal, ob Du Dich mit Deiner Kirchengemeinde entscheidest, einen Podcast zu starten oder nicht, egal, ob Du Dich für Variante 1, 2 oder 3 entscheidest, wichtig ist: Tu es bewusst. Überleg Dir vorher, ob und warum ein Podcast für Euch sinnvoll ist oder ob Ressourcen nicht besser anderweitig investiert sind. Mach Dir klar, was das Ziel Deines Podcasts ist. Reichweite ist dabei nur ein Faktor von vielen, der nicht immer der entscheidende ist.
Generell gilt: Ein Podcast lohnt sich, wenn er einen Mehrwert transportiert. Du musst Dich also immer fragen: Was bringt der Podcast für wen und ist dieser Mehrwert vielleicht schon an anderer Stelle abgedeckt (und darum kein echter Mehrwert mehr)? Und: Wie viel Aufwand kostet es Dich, diesen Mehrwert zu generieren? Denn eines musst Du bei Podcasts bedenken: Regelmäßigkeit und Ausdauer sind das A & O. Frag Dich also, ob Du es leisten kannst, mindestens alle zwei Wochen bestenfalls über mehrere Jahre hinweg neue Folgen zu produzieren. Falls Du Dich für Variante 3 entscheidest, ist dieser Faktor weniger essenziell, der Aufwand geringer, dafür aber auch die Reichweite. Wenn Du Dir aber vorher überlegt hast, wofür Dein Podcast gut sein soll, ist das ja auch vollkommen okay.
Mehr zum Thema Podcast erfährst Du dieser Folge unseres eigenen Podcasts, dem Windhauch-Podcast: #61 – Welches Potenzial haben Podcasts für Kirche? – mit Ines Schaberger
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