Egal ob online oder offline, privat oder beruflich: Ausgangspunkt für jede Beziehung ist die Möglichkeit, überhaupt miteinander in Kontakt zu kommen. Das Wissen darüber, dass das Gegenüber existiert. Es bedarf also die Gestaltung von Kontaktflächen zwischen der Person, die erreicht werden soll und einem selbst. In diesem Artikel beschreibe ich die Grundlagen für die Gestaltung einer solchen Kontaktfläche.
Wieso braucht es Kontaktflächen?
Egal, wie gut Deine Inhalte und Werte sind – wenn eine Person nicht mit Dir in Kontakt treten kann, dann wird sie nie etwas davon erfahren. Du wirst in Deiner Arbeit bereits jetzt Kontaktfläche haben: Gruppen, Veranstaltungen, bestehende Kommunikationskanäle. Das Konzept ist Dir wahrscheinlich nicht fremd.
Ebenso wahrscheinlich ist es, dass diese Kontaktflächen nicht bewusst gestaltet worden sind, sondern eben einfach entstehen. Das mag bei bestehenden Zielgruppen auch funktionieren, da ihr Engagement unabhängig von der Kontaktfläche ist – diese kennen zumeist ja Deine Inhalte und Arbeit.
Wenn Du jedoch Menschen mit Deinen Inhalten in Kontakt bringen willst, die außerhalb Deiner bestehenden Struktur leben, musst Du neue Kontaktflächen entwickeln. Damit bekommst Du die Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die Dich bis dato nicht im Blick hatten. Menschen, die Ihnen dabei helfen können, Dein eigenes Sichtfeld zu erweitern.
Was müssen Kontaktflächen leisten?
Es gibt drei wesentliche Eigenschaften von Kontaktflächen, ohne die diese nicht funktionieren.
Zum einen muss eine Kontaktfläche im Sichtfeld der Person sein, die sie erreichen möchten. Eine Person, die trotz Deiner bereits bestehenden Angebote und Deinem Engagement keinen Kontakt zu Ihnen hatte, sucht Dich nicht! Sie hat kein Interesse zu erfahren, was Du machst und was Dein Anliegen ist. Du bist dieser Person egal. Aus diesem Grund bringt es nur selten Erfolg, wenn top-entwickelte Angebote für die Zielgruppe der Person erstellt werden. Die Angebote bleiben außerhalb des Blickfelds. Wenn Du auffallen möchtest, musst Du Hinweise auf Dich und Deine Arbeit im normalen Sozial- und Lebensraum der Person positionieren. Die Kontaktfläche muss da sein, wo sich die Person eh aufhält, und das beinhaltet, was die Person eh macht.
Dafür habe ich ein Beispiel aus der Arbeit mit der Autobahnkirche Baden-Baden. Zielgruppe dieser Kirche sind Autofahrer*innen. Eine naheliegende Kontaktfläche, die bis dato nicht genutzt wurde, ist der Markeneintrag bei Google Maps über Google MyBusiness. Dadurch erscheint die Autobahnkirche nun in Google Maps als meistgenutztem Navigationssystem im privaten Bereich. Google MyBusiness bietet die Möglichkeit, Fragen zu beantworten, Beiträge zu erstellen und Informationen zu Veranstaltungen, Öffnungszeiten etc. zu hinterlegen. Theoretisch ist es auch möglich, über die Beitrag-Funktion immer wieder Reisesegen in den Feed der Nutzer*innen zu spielen. Über die Statistik-Funktion lässt zusätzlich die Kontaktfläche evaluieren. So sind im letzten Quartal 52,2% der Treffer auf indirekte Anfragen zurückzuführen – also auf Nutzer*innen, die den Eintrag nicht über den Namen oder die Adresse gefunden haben.
Als zweite wichtige Eigenschaft muss eine Kontaktfläche für die Person nützlich sein und/oder ein Bedürfnis erfüllen. Ziel einer Kontaktfläche ist es immer, die eigenen Kompetenzen transparent und zugänglich zu machen. Der Person soll die Kontaktfläche etwas nützen. Zeig in der Kontaktfläche etwas von Deinen Kompetenzen und mach deutlich, dass Du eine vertrauensvolle Ansprechperson bist. Achte dabei aber immer darauf, dass nicht Du im Mittelpunkt stehst, sondern die Person, die Du ansprechen willst mit seinen*ihren eigenen Bedürfnissen. Es geht nicht um Dich!
Damit die Kontaktfläche nachhaltig ist, solltest Du als dritte wichtige Eigenschaft darauf achten, dass die Kontaktfläche dialogisch ist. Sind wir ehrlich: Niemand mag Personen, die nur von sich selbst erzählen. Genauso wenig wie Personen, die zu etwas einladen, um für eine Mitgliedschaft zu werben. Stell Dir vor, Du würdest zu einem lockeren Running Dinner eingeladen. Du hattest einen schönen Abend und am Ende stellt sich die Gastgeberin hin und beginnt davon zu erzählen, dass das Wasser dank eines super guten Wasserfilters so exzellent geschmeckt hat – der Abend ist im Arsch. Alles Gute davor ist vergessen. Du behältst keinen Kontakt mit Menschen, wenn Du nur einseitig kommunizierst oder Dein Angebot verzweckst, indem Du es nachher stellvertretend für die Person interpretierst.
Das Wichtigste
Mach Dir bewusst, dass eine Kontaktfläche nicht mehr leisten muss, als dass sie für die Person, die Du ansprechen willst, interessant bist. Nicht mehr und nicht weniger. In meiner Arbeit treffe ich immer wieder engagierte Personen, die mir sagen: „Ja, aber das ist unsere einzige Chance, mal mit diesen Personen in Kontakt zu kommen. Das muss man ja nutzen!”
Ja. Nutze diesen Moment. Aber nicht, um alles, was an Beziehungsgeschehen passieren kann, in die 1 Stunde der Begegnung reinzuprügeln. Zeige lieber, dass Du da bist und ehrliches Interesse am Gegenüber hast. Dann wirst Du in Zukunft auch mehr Zeit mit dieser Person haben.
Tobias Sauer