Die unentdeckte Chance des digitalen Gebetes.
Dieser Text wurde von Katharina Mutzbauer & Tobias Sauer gemeinsam geschrieben und ist im 3E Magazin 1/2022 auf Seite 24-25 erschienen.
Beten ist etwas sehr Persönliches und Intimes. Es ist der Versuch, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Damit bildet es die Basis für den Glauben, also die Beziehung zwischen Gott und mir. Nicht verwunderlich also, dass es nur schwer möglich ist, eine Form des Betens zu benennen oder eine Art des Betens zu beschreiben. Denn Beten und das Gebet ist so unterschiedlich wie die Betenden selbst. Wenn wir in diesem Artikel unsere Erfahrungen über das digitale Gebet teilen, dann meinen wir damit vor allem die Möglichkeiten, über digitale Kanäle Menschen bei ihrem Gebet zu unterstützen.
Gebet kann auch digital nicht erzwungen werden. Aber es gibt einige Erfahrungen und Tipps, die wir gerne teilen möchten, um Menschen dabei zu unterstützen, ins Beten zu finden und so Ruhe bei Gott zu finden. Uns ist es aber auch sehr wichtig festzuhalten: Es gibt keine Automatismen. Am Ende entscheidet jeder Mensch selbst, ob er sich die Zeit nehmen möchte und wie er sie gestaltet.
1. Wähle Dein Format
Instagram besteht längst nicht mehr nur aus einer Ansammlung von Bildern, sondern hat sich in seinem zehnjährigen Bestehen zu einer Plattform mit verschiedenen Formaten entwickelt. Ein Instagram-Account bietet fünf verschiedene Möglichkeiten zum Teilen von Inhalten.
Du kannst klassisch über den Bilder-Feed gehen. Früher waren ausschließlich quadratische Bilder zugelassen – mittlerweile sind jedoch auch Hochkant- und Querformate möglich. Die Bilder bleiben sichtbar, bis sie gelöscht werden. Das Ausspielen der Bilder bei den Follower:innen wird durch einen Algorithmus bestimmt. Das bedeutet, dass die Reihenfolge und Auswahl, welche Bilder gezeigt werden, auf Grundlage der vorangegangenen Interaktionen und Interessen durch Instagram automatisch kuratiert werden.
Während Du im Bilder-Feed nur 30-sekündige Videos hochladen kannst, bietet Dir IGTV die Möglichkeit, Videos mit bis zu zehn Minuten Länge hochzuladen. Zwar wird auch Querformat unterstützt, es empfiehlt sich aber (entsprechend der Sehgewohnheit auf der Plattform) in Hochkant zu produzieren. Die IGTV-Videos können als Vorschau im Bilder-Feed und in der Story gepostet werden. Die vollen Videos finden sich in einem separaten Reiter im Profil.
Die Story sind Fotos oder Videos (max. 15 Sekunden) im Hochformat, die nur für 24 Stunden sichtbar sind und durch Musik, Filter und Interaktionswidgets wie Quiz oder Umfragen aufgewertet werden können. Hat ein User* eine Story in seinen Account hochgeladen, wird dies durch einen leuchtenden Kreis um sein*ihr Profilbild symbolisiert. Mit Klick auf das Profilbild sieht man die Stories. Die Stories selbst sind chronologisch angeordnet. Die Reihenfolge der Accounts, von denen Du die Stories siehst, wird aber von einem Algorithmus bestimmt.
Das neueste Instagram-Format sind Reels. Dabei handelt es sich um 15-sekündige Videos, die während der Aufnahme pausiert werden können, sodass Raum für kreative Videoeffekte entsteht. Reels sind sehr nah am TikTok-Format.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, Live-Videos zu starten. Deine Follower:innen werden darüber informiert, wenn Du live gehst. Während der Live-Session kannst Du außerdem via Chat mit den Zuschauenden interagieren.
Jedes dieser Formate bietet Dir Möglichkeiten zum gemeinsamen Gebet. Am wirkungsvollsten wird der Account, wenn die verschiedenen Kanäle kombiniert werden. So kann etwa das geplante Live-Video via Bild und Story angekündigt werden, ein Fragen-Sticker in die Story Themen und Fürbitten sammeln und anschließend eine Aufzeichnung der Live-Session für alle via IGTV zur Verfügung gestellt werden.
2. Beten ist schön. Das darfst Du zeigen.
Das, was die Menschen zuerst von Dir mitbekommen, ist die visuelle Präsenz. Spare dabei nicht an Ideen und sorge dafür, dass andere direkt merken, mit welcher Wertschätzung Du diesem persönlichen Thema Beten begegnest.
Bei einem Live-Video kannst Du zum Beispiel auf warmes, freundliches Licht – gerne auch mit Kerzen oder Lichterketten – setzen. Wenn das nicht möglich ist, dann tut es auch Tageslicht. Der Hintergrund sollte nicht zu unruhig sein und gut zu Dir passen – dann kann es schon losgehen. Das Handy am besten im Hochformat positionieren und dort anlehnen, wo es stabil steht und die Lichtverhältnisse passend sind.
Wenn Du über Bilder gehen möchtest, dann achte auch dort auf ansprechende Fotos oder Illustrationen. Versuche, in all Deinem Output nicht auf Motive, sondern auf Stimmungen zu achten. Geborgenheit kannst Du mit dem Motiv von umarmenden Menschen ausdrücken, aber auch mit dem Bild eines Zeltes, das von innen beleuchtet ist, in einer sternenklaren Nacht.
Generell gilt: Wenn Du es selbst nicht ästhetisch ansprechend findest und es Dir selbst nicht dabei hilft, ins Gebet zu kommen, dann wird es wahrscheinlich auch keinem anderen helfen.
3. Keep it simple!
Instagram ist nicht der Ort für langatmige Ausführungen. Das heißt praktisch: Vorbereitung und Klarheit muss sein. Was will ich sagen? Wie leite ich das Gebet an? Warum bete ich überhaupt auf Instagram? Intention und Inhalt sollten gut ausgearbeitet sein. Den Mitbetenden muss in kurzer Zeit klar werden, worum es geht und warum diese Gebetszeit bereichernd für sie und ihren Glauben ist.
Das bedeutet, dass alle unnötigen Formulierungen und langen Erklärungen fehl am Platze sind. Die Gebetszeit und alle Informationen drumherum sollten so konzipiert sein, dass eine Teilnahme einfach und ohne Hürden möglich ist. Für intensivere Gebetsformate, z.B. Reihen oder Exerzitien, bieten sich andere Plattformen an. Instagram könnte in so einem Fall die Plattform sein, auf der es eine Vorschau/Schnupperstunde für ein längeres Format gibt.
4. Gemeinschaft finden und dafür werben
Andere müssen die Möglichkeit haben, von Deiner Gebetszeit zu erfahren. Online funktioniert das am besten mit #hashtags sowie anderen Nutzer:innen, die von Deiner Idee berichten bzw. dazu einladen. Deshalb ist auch relevant: Mit wem bist du online verbunden? Wer könnte die Gebetszeit mit bewerben und auch teilnehmen? Eventuell lohnt es sich, in einer Story das Gebet anzukündigen und andere dabei zu verlinken. Oder einen eigenen Beitrag zu erstellen, der von der Gebetszeit berichtet und alle wichtigen Informationen enthält. Apps wie WordSwag, StorySwag, Canva oder Typic sind kostenlos und helfen beim Gestalten. Sei dir deiner Netzwerke bewusst und nutze sie, um mit Deiner Arbeit die Menschen zu erreichen, die gerne dabei sein wollen!
5. Der wichtigste Tipp von allen
Fang einfach an! Hier könnte jetzt noch einiges stehen über den Sinn und Zweck von Kontaktflächen, die optimale Frequenz von Postings oder richtiges Texten. Doch all das ist zweitrangig. Am wichtigsten ist, dass Du anfängst. Melde Dich bei Instagram an, lerne die Plattform kennen, folge den Accounts, die Dich inspirieren und beginne Stück für Stück, Deine Gebetspraxis öffentlich zu zeigen. Du wirst merken, dass Dinge, die Dir guttun, auch anderen guttun werden. Es gibt sicher immer etwas, das man besser machen kann. Doch, wenn Du nicht anfängst, wirst Du es nicht herausfinden.