Theo-dings?
Das Wort Theologie setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort „theos“ (Gott) und „logos“ (Wort, Rede, Lehre). Die Theologie ist folglich das „Reden über/von Gott“. Damit ist auch der wesentliche Kern der Theologie beschrieben. Es geht im Wesentlichen um verschiedene Betrachtungsweisen auf den Themenkomplex „Gott/Transzendenz“. Dabei ist die Theologie eine Wissenschaft, was bedeutet, dass sie sich den gängigen wissenschaftlichen Ansprüchen stellt und sie einhält. Es geht nicht um gefühlte Wahrheiten (oder alternative Fakten), sondern um wissenschaftlich saubere (d.h. logisch, nachvollziehbare und konsistente) Erarbeitung von Themen.
Der Philosoph Karl Jaspers definiert Wissenschaft als methodische Erkenntnis, die sich zwar mit einzelnen Dingen beschäftigt (partikular), aber dessen Ergebnis stets universelle Bedeutung hat. Dabei bleiben die Ergebnisse auch stets hypothetisch im Sinne der Falsifizierbarkeit.
Auf einen Satz gebracht ist Theologie die wissenschaftliche Reflexion des eigenen Glaubens in der Tradition der jeweiligen Konfession.
Frömmigkeit …
Ein wichtiger Punkt, um Theologie in Relation mit Frömmigkeit zu setzen, ist die Tatsache, dass Theologie keine Wahrheit produziert und im Rahmen ihrer Wissenschaftlichkeit auch nur mit Hypothesen arbeitet. Theologie kann damit nie der Ersatz für eine gelebte Glaubenspraxis, also eine Frömmigkeit, sein. Während in der Frömmigkeit Glaubenssätze, unabhängig von ihrer rationalen Machbarkeit (ein klassisches Beispiel dafür sind die Wunder), für wahr gehalten werden können, ist es Aufgabe der Theologie, diese auch kritisch zu hinterfragen, um gegenüber anderen Wissenschaften Rechenschaft abzulegen.
Eine Theologie, die von sich behauptet, die Frömmigkeit des Einzelnen zu bestimmen, ist genauso fehlgeleitet und grenzüberschreitend, wie Wahrheitsansprüche der Frömmigkeit der Wissenschaft aufzudrängen.
… Religionswissenschaft …
Während also die Frömmigkeit das Glaubensleben bestimmt und die Reflexion von Transzendenzerfahrung und Transzendenzbeziehung ohne wissenschaftliche Methodik und damit ohne einen hypothetischen, sondern mit einem Wahrheitsanspruch, ist, handelt es sich bei der Religionswissenschaft um den entgegengesetzten Pol zur Theologie.
Religionswissenschaft ist eine neutrale, rein deskriptive Behandlung von religiösen Bewegungen. Die Frage nach Wahrheit wird nicht behandelt, sondern aus der Sicht des Religiösen beschrieben. So kann die Religionswissenschaft gleichzeitig sagen, dass „Für den Christen ist Jesus Christus der Sohn Gottes“ und „Der Islam sieht die Person Jesus von Nazareth als einen Propheten in der Reihe von vielen Propheten, an dessen Ende der Prophet Mohammed steht“.
Die Religionswissenschaft bezieht keinen wertenden Standpunkt, sondern zeigt lediglich die sozio-kulturelle, historischen und logischen Strukturen auf.
… und die Theologie
Die Theologie bewegt sich zwischen den beiden Polen. Weder löst sie sich in Glaubenswahrheiten auf, noch gibt sie im wissenschaftlichen Diskurs um die Frage nach Wahrheit und Sinn nach. Darin zeigt sich auch die Hauptkompetenz der Theologie, die es, wie keine andere Wissenschaft, schafft, Spannungen auszuhalten und in ihrer Dynamik zueinander zu betrachten.
Beispiel: Jesus Christus als ganz Gott und ganz Mensch. Eine Dynamik, die sowohl eine völlig überzogene Demut und Anbetung gegenüber Jesus ermöglicht und ihn als Sohn Gottes über allen stellt, als auch eine persönliche Beziehung im Menschsein, im Gegenüber abbildet, in der er einen Scheiß auf fremde Meinungen gelegt hat und mit Huren und Zöllnern aß.
Ist jede:r Theolog:in gleich?
Die Theologie fächert sich (konfessionell in seinen Feinheiten nochmal etwas unterschiedlich) in drei Bereiche auf. Als Basis gibt es die Quellenforscher:innen, die historisch-, biblisch-und philosophische Theologie. Eine gewisse Mittelschicht bildet die „Systematische Theologie“. Diese umfasst zum Beispiel die „Moraltheologie“ oder die „Dogmatik“. Sinn und Zweck der Systematischen Theologie ist die Ordnung und Strukturierung von Erkenntnissen, um diese auch in Diskurs mit bisherigen Erkenntnissen zu setzen. Der dritte große Bereich der Theologie ist die „Praktische Theologie“. Hier geht es vor allem um das Verhältnis von Glaubens- und Lebenspraxis in Bezug auf theologischer Erkenntnis. Zum Beispiel um die Reflexion von Gemeindemodellen, der Katechese, der Seelsorge oder der Konzeption eines Religionsunterrichtes.
Tobias Sauer
Dieser Artikel erschien als Blogbeitrag zur ersten Folge des Podcast-Projekts „IN YA FACE“ von Fabian Maysenhölder und Tobias Sauer.