Leider wird immer noch viel zu häufig die weibliche Perspektive in Kirche, Religion und Theologie ignoriert. Wenn Du auch daran was ändern möchtest, haben wir Dir in diesem Beitrag fünf Bücher von und über Frauen und Kirche zusammengestellt. Sie handeln von Weiberaufständen und Mutausbrüchen, von Priesterinnen und Reformatorinnen, von Missbrauch und der Suche nach einer neuen Sprache, um Gott anzureden. Einige Bücher sind brandneu erschienen, andere schon einige Jahre alt, aber nicht weniger aktuell.
Wenn Du weitere Bücher hast, die Du vorstellen magst, freuen wir uns über Deine Vorschläge in den Kommentaren. Viel Spaß beim Stöbern!
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1. Christiane Florin: Weiberaufstand. Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen
Weiberaufstand – eine Streitschrift, ein Streifzug, eine Bestandsaufnahme. Auf 173 Seiten begibt sich Christiane Florin auf historische und theologische Spuren der Frauenabwertung in der katholischen Kirche. Aber am wichtigsten ist für die Politikwissenschaftlerin vor allem eines: die Machtfrage.
Über Theologie, Kirchenrecht und Kirchengeschichte wird viel gesprochen. Über Macht wenig. […] Die Frauenfrage ist eine Machtfrage, auch wenn viele Autorinnen tapfer das Gegenteil behaupten.
Christiane Florin, Weiberaufstand, Seite 14.
Mit Witz und Charme, kenntnisreich und messerscharf auf den Punkt gebracht erzählt Florin davon, was Frauen in der katholischen Kirche erleben, wenn sie Fragen oder – Himmel hilf! – gar Forderungen stellen.
Je älter ich werde, je mehr Erfahrungen ich mit und in der katholischen Kirche gesammelt habe, desto mehr fallen mir die Nadelstiche auf. Die selbstverständlichen Benachteiligungen, die Ignoranz, die Arroganz, die sich als Demut tarnt, das Nicht-Ernstnehmen, nur weil das Gegenüber eine Frau ist. Würde man so handeln und reden, weil dieses Gegenüber eine dunkle Hautfarbe hat, dann wäre man Rassist. Handelt und redet man so, weil das Gegenüber eine Frau ist, was ist man dann? Katholisch.
Christiane Florin, Weiberaufstand, Seite 10.
Christiane Florin ist Radioredakteurin und Autorin. Sie war Leiterin der ZEIT-Beilage Christ&Welt und arbeitet seit 2016 in der Redaktion beim Deutschlandfunk. Ihr Buch „Weiberaufstand“ kostet 18€ und ist 2017 in 3. Auflage im Kösel-Verlag erschienen.
2. Jacqueline Straub: Wir gehen dann mal vor. Zeit für einen Mutausbruch
Für Jacqueline Straub steht fest: Die Zeit ist reif für römisch-katholische Priesterinnen. Die katholische Theologin und Journalistin kämpft seit Jahren für ihren eigenen Traum und für Gerechtigkeit in der katholischen Kirche. Dass sie selbst zur Priesterin berufen ist, weiß sie seit ihrer Jugend. Den Reformstau in ihrer Kirche und das Geschwätz der Leute, die sich gegen die nötigen Reformen aufbäumen, kann und will die junge Theologin nicht hinnehmen.
Die Kirche steckt in einer ihrer tiefsten Krisen. Diese muss aber keineswegs in einer Katastrophe enden, sondern kann eine Chance für einen Neuaufbruch sein. Alle spüren Aufbruchsstimmung. Das, was in den letzten Jahren in Bewegung geraten ist, ist nicht mehr aufzuhalten – auch wenn gewisse Gruppierungen in der Kirche sich das wünschten. Die Kirche steht an einem Wendepunkt. Die Frage ist nun, ob sie den Sprung in die Zukunft schafft.
Jacqueline Straub, Wir gehen dann mal vor. Seite 7.
In ihrem Buch „Wir gehen dann mal vor“ erzählt sie Geschichten von unterschiedlichsten Menschen, die mutigen Schrittes vorangehen in eine zukunftsfähige Zukunft der katholischen Kirche. Menschen, die die Wut zulassen und in Kraft verwandeln. „Wir gehen dann mal vor“ ist ein Buch voller Mut und heiligem Zorn, voll Zuversicht und Vision, voller Elan und der Liebe zur Kirche, wie sie sein könnte.
Jacqueline Straub arbeitet als Journalistin, Referentin und Buchautorin in der Schweiz. Ihr Buch „Wir gehen dann mal vor“ ist 2021 im Herder-Verlag erschienen und kostet 18€. Sie veröffentlichte mehrere Bücher in unterschiedlichen Sprachen zum Thema Frausein in der katholischen Kirche.
3. Doris Wagner: Nicht mehr ich. Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau
Wie dringend notwendig die Reformen in der katholischen Kirche sind, zeigt auf erschütternde Weise die Geschichte von Doris Wagner (heute: Doris Reisinger). Die ehemalige Ordensfrau erzählt in ihrem Buch „Nicht mehr ich“ von systematischer Unterdrückung, von Gewalt und strengster Kontrolle, die sie im Kloster erlebt hat. Die Gewalt, die sie erfahren hat, reichte bis hin zur Vergewaltigung durch einen damaligen Mitbruder und Priester. Mit Hilfe eines Freundes schafft es schließlich, den Orden zu verlassen.
Doris Wagner wurde 1983 in Ansbach in Bayern geboren. Nach dem Abitur trat sie in „Die geistliche Familie ‘Das Werk’“ ein. Nach acht Jahren verließ sie die Gemeinschaft. 2019 wurde sie über eine Arbeit zum Originalbegriff in der Analytischen Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster promoviert. Ihr Buch „Nicht mehr ich“ erschien in erster Auflage 2014 im Knaur-Verlag und kostet 9,99€. 2019 erschien ihr Buch „Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche“. 2018 war sie eine der fünf Protagonistinnen des Films #FemalePleasure und 2019 Teil der ARTE-Dokumentation „Gottes missbrauchte Dienerinnen“.
4. Annette Jantzen: Gotteswort, weiblich. Wie heute zu Gott sprechen? Gebete, Psalmen, Lieder
Wie soll man nach allem, was passiert ist, nach all dem Missbrauch und der Gewalt, die im Namen Gottes und unter dem Deckmantel der Kirche verübt wurden, wie soll man nach all dem noch zu Gott sprechen? Annette Jantzen begibt sich in ihrem Buch „Gotteswort, weiblich“ auf die Suche nach einer neuen Sprache, um Gott anzureden. Die promovierte Theologin deckt die patriarchalen Strukturen in den liturgischen Worten auf, die vor allem männliche Erfahrungswelten widerspiegeln. Sie weist auf die dringliche Notwendigkeit einer nicht-patriarchalen Gottesrede hin, die nicht Schmuck oder Kür, nicht feministische Laune oder total übertrieben ist, sondern unabdingbarer Baustein, um die patriarchalen Strukturen der katholischen Kirche aufzubrechen. Denn die gegenwärtigen Sprachformen wirken systemstabilisierend.
Das Buch ist vor allem ein Praxisbuch, dem ein erläuternder Theorieteil vorangestellt ist. Es stellt Gebete und andere liturgische Texte in geschlechtergerechter Sprache für die regelmäßige spirituelle Praxis zur Verfügung.
Dr. Annette Jantzen ist promovierte katholische Kirchenhistorikerin. Ihr Buch „Gotteswort, weiblich“ erschien 2022 im Herder-Verlag und kostet 16€.
5. Was zur Hölle?!: Frauen der Theologiegeschichte (Malbuch für Erwachsene)
Dass Frauen in der Theologie eine lange zurückreichende Tradition haben, zeigt das Malbuch über Frauen der Theologiegeschichte von „Was zur Hölle?! Theologie kompakt erklärt“. Das Malbuch für Erwachsene porträtiert 32 Frauen der Theologiegeschichte – von der Bibel bis in die Gegenwart, die allzu oft unsichtbar gemacht wurden und werden.
Kennst Du z.B. Marcella von Rom, überragende Gelehrte und intellektuelles Gegenüber des Kirchenvaters und Bibelübersetzers Hieronymus? Oder Makrina die Jüngere, die großen Einfluss auf die trinitarischen Streitigkeiten im 4. Jahrhundert ausübte? Wusstest Du, dass die Flugschriften der Reformatorin Argula von Grumbach mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren richtig viral gingen oder dass es die Prinzessin Elisabeth von der Pfalz war, die René Descartes auf das für die gesamte neuzeitliche Philosophie und Theologie prägende Leib-Seele-Problem aufmerksam machte?
Hinter dem Projekt „Was zur Hölle?! Theologie kompakt erklärt“ stehen Jonathan Renau, Friederike und Svenja Nordholt und Nils Alboth. Die evangelischen Theolog:innen veröffentlichen v.a. Erklärvideos zu theologischen und kirchengeschichtlichen Themen auf YouTube, zugeschnitten auf die Vorbereitung auf das Theologische Examen. Dabei drängte sich ihnen immer wieder auf, wie männlich die gesamte Theologie ist. Ihr erstes analoges Produkt widmen sie deshalb den Frauen der Theologiegeschichte. Die aufwändig gestalteten Ausmalbilder sorgen für die nötige Entspannung beim theologischen Lernen.
Das Buch ist 2022 bei ruach.jetzt erschienen und kostet 25€.
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