Es gibt grundsätzlich drei Formate, in denen Menschen sich über Themen informieren können. Gesprochene Formate (Podcast, Radio), das visuelle Format (Video) und das geschriebene Format (Artikel). Während sich die ersten beiden Formate leicht in ein digitales Format überführen lassen, sind bei dem geschriebenen Format immer noch seine Ursprünge als Zeitungsartikel merkbar. Wie sieht das digitale Format des Zeitungsartikels aus? Daran forscht die BBC und hat nun in einem Video einige ihrer Ergebnisse geteilt.
Die Wünsche der Leser:innen
Die von der BBC befragten Zielgruppe der jungen Leser*innen formuliert folgende Wünsche an ein digitales Format:
- Wichtige und notwendige Zusammenhänge (Kontext des Artikels) sollen verständlich sein ohne den Lesefluss des Artikels zu stören.
- Selbstentscheiden, ob ich mehr oder weniger über den Inhalt erfahren möchte. Ein Artikel zu einem Thema soll demnach sowohl einen generellen Überblick geben als auch nach Bedarf Komplexität und Tiefgang bereitstellen.
- Das Format soll alle wichtigen Informationen an einem Ort bereitstellen …
- … und dabei nicht einseitig berichten, sondern verschiedene Perspektiven auf eine Situation bereitstellen, um das Bilden einer eigenen Meinung zu ermöglichen.
- Die Wahl der Medien sollen bei den User*innen bleiben.
Vier Prototypen
Auf Grundlage dieser Ideen hat die BBC zwölf Prototypen erstellt, diese mit den Nutzer*innen getestet. Nach Reviews und Anpassungen sind daraus abschließend vier Formate entstanden.
Expander – Kontext erklären
Der erste vorgestellte Prototyp trägt den Namen Expander. Dieser reichert den Volltext mit Hinweisen auf weiterführende oder erklärende Informationen an. So können die User schnell und bei Bedarf weitere Informationen, die bei dem Verständnis des Artikels unterstützen, abrufen ohne den Artikel zu verlassen.
Das System erinnert in seinen Grundzügen an einen Wikipedia Artikel (und damit auch an die eigentliche Idee der Hyperlinks). Diese verknüpft ebenfalls die entsprechenden Wikipedia Artikel zu den passenden Bezugspunkten (Namen, Daten, Ereignisse, Orte) im Text.
fastforward – Videos lesen
Der Prototyp fastforward stellt eine Möglichkeit bereit die Inhalte eines Videos schnell zu Überblicken und anhand des Untertiteltextes zu durchsuchen. Anstelle einer Leiste, die den Videofortschritt symbolisiert, scrollen bei fastforward die Untertitel durch das Bild. Bewegt der/die User*in nun die Untertitel, scrollt das Video entsprechend mit.
viewpoints – Meinung bilden
Bei viewpoints stehen die unterschiedlichen Positionen zu einem Thema im Fokus des Formates. Ziel ist es Pro und Kontra zu einem Thema zur Verfügung zu stellen und dabei die Entscheidung über die Auswahl den Usern zu überlassen. Das Format bietet dafür Karten zur Verfügung. Mit einem Wisch der Karte zur rechten Seite wird eine nächste Karte mit Promeinung; bei einem Wisch zur linken Seite mit Kontrameinung angezeigt.
Am Ende der Karten wird der/die User*in zur Abstimmung aufgefordert und erhält nach Stimmenabgabe die vorläufigen Abstimmungsergebnisse anderer User*innen.
incremental – Ein fluider Artikel
Der letzte der vier Prototypen ist incremental. Dieses Format teilt den Artikel in kleinere Sektionen auf, die jeweils eine Fragestellung des Themas behandeln. Am Ende einer jeden Sektion wird die nächste Frage eingeblendet und Auswahlmöglichkeiten wie und auf welcher Weise der Artikel diese Frage behandelt, eingeblendet. Dabei stehen ein Video, ein kurzer Text, ein langer Text und die Möglichkeit das Thema zu Überspringen zur Verfügung.
Der/die User*in hat so die Möglichkeit die einzelnen Aspekte des Themas nach eigenen Interesse (und Vorwissen) zu erschließen. Bereits bekannte Themen können entweder in der Kurzversion gelesen oder übersprungen werden, während lange Texte noch unbekannte Aspekte ausführlicher behandeln.
So steht am Ende des Artikels immer eine ganz persönliche Zusammenstellung von unterschiedlichen Medien, die die Aspekte unterschiedlich ausführlich behandeln.
Next Step: Personalisierte Artikel
Nach Aussagen der BBC war incremental das favorisierte Format bei den Tester*innen. Gerade das runter brechen auf kleinere Informationshappen und die freie und individuelle Auswahl des Mediums wurden dabei besonders hervorgehoben.
Aus diesem Grunde ist es auch nicht verwunderlich, dass die BBC in ihrem nächsten Schritt vor allem die Frage nach personalisierten Artikel in den Fokus rückt. Ziel ist es den Inhalt eines Themas für die Lese- und Sehgewohnheiten sowie interessen des Lesenden bestmöglich anzupassen.
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