Seit 2014 beschäftige ich mich mit dem Thema „Glaubenskommunikation“ und dadurch auch zwangsläufig mit den Herausforderungen von Digitalisierung. Dadurch bin ich auch verstärkt in den Diskussionen rund um #digitaleKirche unterwegs.
Dieser Kommentar erschien im März 2019 unter dem Titel „Scheiße stinkt auch digital“. Die Gedanken des Artikels habe ich im Dezember 2020 noch mal ausführlicher formuliert und in Lebendige Seelsorge veröffentlicht.
Einer der häufigsten Fragen in diesem Bereich ist: Was haltet ihr von der Plattform XY? Wie arbeitet ihr mit den Konfis über XY? Dahinter steht die Idee, dass die Nutzung eines digitalen Produktes, bei der Lösung von allgemeinen Kommunikationsproblemen hilft.
Dabei wird jedoch vernachlässigt, dass Digitalisierung größer ist als digitale Produkte.
Konkreter formuliert: Eine Facebook-Seite ändert nichts an der Kommunikation, wenn die Art und Weise wie kommuniziert wird gleich bleibt.
Noch konkreter: Die Kommunikation von Kirche ist nicht so schlecht, weil sie keine Facebook-Seite hat, sondern weil sie verlernt hat mit Menschen außerhalb ihrer eigenen Freakbubble zu reden. Einfach so. Ohne Mission. Ohne Moral. Wie normale Menschen, dass eben so machen.
Das Problem von #digitaleKirche ist nicht nur, dass ihr oft das Verständnis über die Möglichkeiten der digitalen Kanäle fehlt, sondern auch, dass sie schon als #analogekirche unverständlich ist. Nicht die Digitalisierung macht Kirche in ihrer Kommunikation zu schaffen, sondern ihr schlechte Kommunikation. That’s it.
Keiner, aber auch wirklich keiner, braucht eine langweilige Predigt als Podcast, einen nichtssagenden Pfarrbrief als PDF oder eine App – für was auch immer.
Die Frage nach einer digitalen Kommunikationsstrategie setzt die Beschäftigung mit der Haltung, in der kommuniziert werden soll, voraus. Geht es weiterhin darum, dass Menschen auf Knien die heiligen Worte der hauptamtlichen Verkündiger empfangen, so wird sich diese Haltung auch nicht mit einer Facebook-Seite ändern. Wenn das Unverständnis über die Lebenswelt der Konfis so groß ist, bringt auch die Nutzung von TikTok, Snapchat, Instagram oder WhatsApp nichts.
Ein Medium ist eben nur ein Medium.
Sehr gerne gelesen, weil die Aussagen stimmen, die du triffst, lieber Tobias. Es gibt noch viel zu tun, kommunikativ. Sowohl digital als auch analog! Bei Kirchens. Und auch anderswo. Herzliche Grüße Geertje ähm July 😉
Danke 🙂
Ich finde, dass deine Aussagen viel zu pauschal und oberflächlich sind. Ich erlebe gute analoge u gute digitale Kommunikation von Kirche, die gerade darauf abzielt, nach außen zu wirken, in die Allgemeinheit der Städte und Dörfer und Häuser. Bitte genauer hinschauen und mehr differenzieren. Pauschal draufhauen ist zu leicht und nicht weiterbringend.
Lieber Lutz, ich behaupte nirgendwo, dass es nicht auch gute Kommunikation gibt. Ich stelle nur deutlich heraus, dass die Frage nach der Nutzung eines digitalen Produktes nicht am Anfang der Überlegung stehen sollte, sondern am Ende.
Die blinde Fokussierung auf digitale Produkte, bei gleichzeitiger Annahme mensch hätte damit die Probleme von Digitalisierung gelöst, ist einfach nur fahrlässig. Eine langweilige Predigt bleibt eben auch auf YouTube eine langweilige Predigt – mit dem Unterschied, dass sich potenziell mehr Leute davon langweilen lassen können.
Zwar radikal ausgedrückt aber Jesus war auch nicht immer politicly correcht?. Du bringst die Dinge auf den Punkt. Aber eines dürfen wir nicht vergessen. Wenn das aktuelle Durchschnittsalter unserer Rezipienten ca bei 50 Jahre liegt, muss ich diese erst mal Digital grundsätzlich heranführen. Also eine doppelt schwere Aufgabe! Und die, die eh schon digital unterwegs sind überzeuge ich nur mit gute und lebensnahen Inhalten. Schnarchprogramm bleibt Schnarchprogramm, egal ob analog oder digital! Wer mit dem Herzen nicht dabei ist, wird auch den digitalen Kirchenraum nicht mit Menschen füllen!
Ds ist vieles Bedenkenswerte enthalten: danke!
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Muss aber die Überschrift „Scheiße“ enthalten?
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Ob man sich so beim Subproletariat einschmeicheln kann?
Da habe ich *begründete* Zweifel!
Das Thema ist komplex genug, um die Sprache einfach zu halten.
Als Sohn des Subproletariats fühle ich mich peinlich berührt, wenn die Bourgeoisie unsere Sprache imitiert. bzw. ihre elitäre Sprache mit Ausdrücken aus unserem Wortschatz aufmischt.
Ich bitte doch, in diesem Zusammenhang auch das „katholische Bildungsdefizit“ (Buchtitel des Jesuitenpaters Erlinghagen) zu beachten!
Man darf nicht erwarten, daß Katholiken sich an der Sprache von Lessing, Herder oder Goethe (aus katholischer Sicht höllenschmorende Freimaurer) gebildet haben.